Marzahn-Hellersdorf hisst rote Flagge gegen Lohnungerechtigkeit

Alle Jahre wieder auf dem Rathausplatz

Marzahn-Hellersdorf hisst rote Flagge gegen Lohnungerechtigkeit

Frauen wurden in Deutschland vergangenes Jahr wieder deutlich schlechter bezahlt als Männer. Auf diese Ungerechtigkeit macht Jahr für Jahr der Equal Pay Day aufmerksam. Er wird diesmal am 6. März begangen und damit einen Tag früher als im letzten Jahr – nicht etwa, weil die Lohnlücke kleiner geworden ist, sondern weil 2024 ein Schaltjahr ist. In Marzahn-Hellersdorf haben das Bezirksamt, die Gleichstellungsbeamte Maja Loeffler und Frauenrechtlerinnen vor dem Rathaus auf dem Alice-Salomon-Platz schon am Dienstag anlässlich des Aktionstages die rote Equal-Pay-Day-Fahne gehisst. 

Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes für das Jahr 2023 betrug der Bruttostundenlohn von Männern im Schnitt 25,30 Euro und der der Frauen 20,48 Euro. Das entspricht einem prozentualen Gefälle von 18 Prozent. Rechnet man diesen Wert in Tage um, arbeiten Frauen 66 Tage unentgeltlich, quasi vom Jahresbeginn bis zum 6. März – dem Equal Pay Day. 

 

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Das weiß auch Juliane Witt (Linke), Sozialstadträtin in Marzahn-Hellersdorf. Sie verwies in ihrer Rede darauf, dass Frauen häufiger schlechter bezahlte Berufe ausüben und im Privaten nach wie vor den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit übernehmen. Das heißt konkret: Kinder erziehen, den Haushalt schmeißen, Angehörige pflegen. Dadurch haben sie weniger Zeit für Erwerbsarbeit und dafür, beruflich aufzusteigen. Sie selbst mache die Beobachtung, berichtete Witt, dass Frauen oft schon um 7 Uhr zur Arbeit kämen, damit sie gegen 15 Uhr wieder loskönnen, um für die Familie da zu sein. „Viele unserer modernen Väter sind hingegen diejenigen, die das Kind früh zur Kita bringen, dann aber abends in den Vereinen, in den politischen Runden oder beim Stammtisch netzwerken können, um ihre eigene Karriere voranzubringen.“ Dies sei ein nicht zu vernachlässigender Punkt, so die Sozialstadträtin, wenn es um mangelnde Repräsentanz von Frauen in Gremien und Führungspositionen gehe.

 

Gordon Lemm (SPD), Bezirksstadtrat für Jugend, Familie und Gesundheit, betonte: „Als Bezirksamt versuchen wir, ein familienfreundlicher Arbeitgeber zu sein.“ Dazu gehöre, jungen Frauen und Mädchen die Chance zu geben, den Job in der Verwaltung und ihr Familienleben gut unter einen Hut zu bekommen. Er forderte aber auch ein verändertes „Mindset“. Noch immer werde eher von Frauen erwartet, dass sie den Löwenanteil der Care-Arbeit schultern. Das müsse sich ändern. „Vielleicht kennen Sie das auch“, begann Lemm seine Ausführungen: „Wenn ein Mann mal früher aus einer Veranstaltung rausgeht, weil er das Kind aus der Kita abholen muss, heißt es oft anerkennend: Ist ja ein toller Papa.“ Bei einer Frau schwinge eher der Vorwurf mit, schlecht organisiert zu sein.

Außerdem sprach er sich dafür aus, eine von Gender Pay Gap und Gender Care Gap besonders betroffene Familienform verstärkt in den Blick zu nehmen: Alleinerziehende – zumeist Frauen – seien in der „prekären und schwierigen Situation“, die Erziehungsarbeit nahezu allein zu leisten. Die Folge: Ihnen bleibt weniger Zeit für Erwerbsarbeit und soziale Teilhabe.