Marzahn-Hellersdorf erinnert an den Jahrestag des Ukraine-Kriegs

Zwölf Monate Tod, Leid und Zerstörung

Marzahn-Hellersdorf erinnert an den Jahrestag des Ukraine-Kriegs

Überall in Berlin, in Deutschland und der Welt wird heute auf vielfältige Weise an den völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine vor exakt einem Jahr erinnert und der vielen Kriegsopfer gedacht – auch in Marzahn-Hellersdorf. Als Zeichen der Solidarität mit den Menschen in der Ukraine hisste Bezirksbürgermeister Gordon Lemm (SPD) gemeinsam mit Mitgliedern der BVV-Fraktionen von Linke, FDP und SPD am Rathaus die Flagge der internationalen Organisation „Mayors for Peace“. 

Seit zwölf Monaten tobt ein brutaler Krieg mitten in der Ukraine und ein Ende ist nicht in Sicht. Als zu Beginn des Jahres 2022 die Warnungen vor einem bevorstehenden Überfall Russlands auf die Ukraine lauter wurden, habe er ein solches Szenario noch für absolut unrealistisch gehalten, gesteht der Bezirksbürgermeister in seiner Rede. „Wir sind im 21. Jahrhundert“: Es sei für ihn damals einfach unvorstellbar gewesen, „dass wir wieder einen konventionellen Krieg in Europa haben werden“ und sich ein Land derart über jegliche Prinzipien des Völkerrechts hinwegsetzen würde.

 

Tod, Leid und Zerstörung sind seit dem 24. Februar Alltag in der Ukraine. Die Bilder aus Städten wie Mariupol, Butscha oder Bachmut bleiben im Kopf. Die Grausamkeiten aber passieren jeden Tag. „Wir sehen, dass Kinder verschleppt werden, Zivilbevölkerung umgesiedelt wird, dass es Vergewaltigungen, Ermordung und Vertreibung gibt“, so Lemm. All das bringe jeder Krieg mit sich und genau das sei ein Grund, warum es die „Mayors for Peace“-Initiative (zu Deutsch: Bürgermeisterinnen und Bürgermeister für den Frieden) gebe.

Bereits seit September 2004 ist der Bezirk Marzahn-Hellersdorf Mitglied des weltweiten Netzwerks, das sich für Friedensarbeit und eine atomwaffenfreie Welt einsetzt. Zum heutigen Jahrestag der russischen Invasion veröffentlichte die Organisation einen gemeinsamen Appell. Darin wird der durch Russland wiederholt angedrohte Einsatz von nuklearen Waffen verurteilt und auf das Risiko einer atomaren Eskalation des Konflikts aufmerksam gemacht. „In diesem Jahr wurde die Weltuntergangsuhr auf 90 Sekunden vor Mitternacht zurückgestellt. Damit ist die Uhr der potenziellen Vernichtung der Menschheit so nahegekommen wie nie zuvor, was die beispiellose globale Gefahr verdeutlicht, der wir uns heute gegenübersehen“, schreiben die Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki – und weiter: „Die einzige Garantie, die Menschheit und den Planeten vor der Bedrohung durch Atomwaffen zu schützen, ist ihre vollständige Abschaffung.“

 

Es gibt Ereignisse, denen man nur schwer etwas Positives abgewinnen kann. Der Krieg in der Ukraine ist so ein Fall. Das Einzige sei die große Welle der Solidarität und Hilfsbereitschaft, die es gerade in Marzahn-Hellersdorf, in Berlin und Deutschland gab und gibt, erklärt der Bezirksbürgermeister bei der Flaggenhissung und lobt in dem Zusammenhang das Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger, die etwa Geflüchtete bei sich aufgenommen oder privat Hilfsgüter gesammelt und an die Grenze gebracht haben. Manchmal, bemerkt Lemm, „würde man sich diese Solidarität auch für andere Menschen wünschen, die auf der Flucht sind und zu uns kommen.“

 

 

Christa Mientus-Schirmer ist an diesem Tag mit zwei Schirmen in den Landesfarben der Ukraine auf den Alice-Salomon-Platz gekommen. Als sie spricht, füllen sich ihre Augen mit Tränen. „Ich kann nicht sagen, dass ich zu denen gehöre, die es nicht für möglich gehalten haben“, sagt die Rentnerin. Außerdem ist sie sich sicher: Putin gehe es nicht nur um die Ausweitung der russischen Diktatur auf die Ukraine, er wolle die Grenzen und den Einflussbereich der zerfallenen Sowjetunion so weit wie möglich wiederherstellen. Die 69-Jährige blickt in die Runde und sagt dann: „Ich bin eine der wenigen hier, die Diktaturerfahrung hat“, das solle ihren Enkeln und Urenkeln erspart bleiben.