Herz unter Druck: die stille Gefahr

Der Kaulsdorfer Herztag findet am 9. November als Hybridveranstaltung statt

Herz unter Druck: die stille Gefahr

Das Team der Kardiologie in Kaulsdorf lädt zum traditionellen Herztag ein.
Das Team der Kardiologie in Kaulsdorf lädt zum traditionellen Herztag ein.

Bluthochdruck macht anfangs keine Beschwerden und bleibt deshalb oft lange unentdeckt. Genau das ist das Tückische. Denn in dieser Zeit kann er im Körper schwere Schäden anrichten. Im schlimmsten Fall drohen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Nierenversagen. Der Kaulsdorfer Herztag will auf diese schleichende Gefahr aufmerksam machen. 

Bluthochdruck ist eine Volkskrankheit: Etwa 20 Millionen Menschen und damit ein Drittel aller Erwachsenen in Deutschland leiden laut Robert-Koch-Institut daran. Besonders besorgniserregend ist die hohe Dunkelziffer: Schätzungsweise vier Millionen der Betroffenen wissen überhaupt nichts von ihren erhöhten Werten. Dabei ist gerade die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung so wichtig, um schwerwiegenden Folgeerkrankungen vorzubeugen. Gefährdet sind nicht nur Herz und Gefäße, sondern auch Gehirn, Nieren und Augen. „Wenn die Beschwerden erst einmal da sind, hat der Bluthochdruck meist schon Organe angegriffen. Wir können dann nur noch Schadensbegrenzung betreiben“, sagt Dr. Jens-Uwe Röhnisch, Chefarzt der Kardiologie am Vivantes Klinikum Kaulsdorf. Erwachsenen ab Mitte Dreißig rät er aus diesem Grund, ihre Blutdruckwerte von Zeit zu Zeit zu überprüfen – insbesondere bei familiärer Vorbelastung.

 

Blutdruck messen will gelernt sein

„Dafür sollte man aber auch wissen, wie der Blutdruck richtig ermittelt wird“, bemerkt Dr. Röhnisch. Generell kann bei jedem Arztbesuch um eine Messung gebeten werden. Allerdings treibt nicht selten der sogenannte „Weißkitteleffekt“ die Werte „künstlich“ in die Höhe. Was daran liegt, dass viele Menschen besonders aufgeregt sind, wenn ihnen ein Mediziner die Manschette um den Arm legt.   

Für die Messung zu Hause empfiehlt der Kardiologe ein von der Deutschen Hochdruckliga (DHL) geprüftes Gerät. Außerdem verweist er darauf, vor dem Messen unbedingt erst einmal fünf Minuten zur Ruhe zu kommen. Und noch einen Tipp hat Röhnisch parat: „Wer es ganz genau machen möchte, misst dreimal hintereinander in einem Abstand von zwei Minuten und bildet daraus den Mittelwert.“ 

 

Liegen die Werte über längere Zeit in einem Korridor von 130/140 zu 80/90 sprechen Ärzte von Hypertonie. In dem Fall sollten Betroffene unbedingt einen Hausarzt konsultieren. Dieser wird die Diagnose in der Regel mit einer 24-Stunden-Blutdruckmessung absichern. Der Patient oder die Patientin erhält dafür ein spezielles Messgerät, das den Blutdruck automatisch aufzeichnet. Die Manschette wird am Oberarm getragen. Sie pumpt sich tagsüber alle 20 Minuten und nachts alle 30 Minuten auf.   

 

Medikamente nicht eigenmächtig absetzen

Inzwischen ist ein hoher Blutdruck sehr gut behandelbar, sagt der Chefarzt. Zuvor sollte aber ausgeschlossen werden, dass die Werte nicht eine Nebenwirkung bestimmter Medikamente sind oder die Folge von hormonellen Störungen. Auch Erkrankungen der Nieren oder Nebennieren können für den Überdruck im Körper verantwortlich sein. Fachleute sprechen in diesem Fall von einer sekundären Hypertonie.

 

Zu 90 Prozent lässt sich jedoch keine Ursache finden. Dann erfolgt eine symptomatische Behandlung, die im Wesentlichen aus zwei sich ergänzenden Bausteinen besteht: ein gesunder Lebensstil und die medikamentöse Therapie. „Wir greifen heute primär auf Kombinationspräparate zurück. Das hat zwei Vorteile: Die Wirkstoffe sind erstens niedrig dosiert und damit nebenwirkungsarm und sie können sich zweitens sinnvoll ergänzen“, erläutert Dr. Jens-Uwe Röhnisch. Die Zusammenstellung der Medikamente erfolgt individuell. Ein Präparat aus einem RAAS-Hemmer (ACE-Hemmer, Sartane) und einem Diuretikum etwa eigne sich für Patientinnen und Patienten, die zu Wassereinlagerungen neigen. Auch Calciumantagonisten sind gut kombinierbare Blutdrucksenker. „Nach einem Herzinfarkt oder bei Herzinsuffizienz macht die Gabe von Betablockern Sinn“, so der Mediziner. Wovor Röhnisch eindringlich warnt, ist das eigenmächtige Absetzen von Tabletten, sobald sich der Blutdruck gesenkt hat. Gut eingestellte Hochdruckpatientinnen und -patienten haben meist normale Werte. Damit das so bleibt, müssen die Medikamente aber dauerhaft eingenommen werden.

 

Kaulsdorfer Herztag im Hybridformat

Wer mehr über Therapiemöglichkeiten, die Diagnostik und die Gefahren von Bluthochdruck erfahren möchte, sollte sich jetzt schon den 9. November vormerken. Dann nämlich beteiligt sich das Team um Dr. Röhnisch mit dem traditionellen Kaulsdorfer Herztag erneut an den Deutschen Herzwochen. Die bundesweite Aufklärungskampagne steht in diesem Jahr unter dem Motto „Herz unter Druck“.

Während die beliebte Vortragsveranstaltung im vergangenen Jahr Corona-bedingt komplett ins Internet verlegt werden musste, ist in diesem Jahr ein Hybridformat geplant. Bis zu 20 Zuhörerinnen und Zuhörer sind vor Ort zugelassen. Beginn ist um 15 Uhr. „Jeder Gast bekommt den Blutdruck von Profis gemessen und einen Blutdruck-Pass ausgestellt“, kündigt Dr. Jens-Uwe Röhnisch an. Alle, die nicht live dabei sein können, haben die Möglichkeit, die Redebeiträge im Stream auf dem YouTube-Kanal von Vivantes zu verfolgen.