Im zweiten Leben Musiktherapeutin

Sängerin Sandra Mo (68) arbeitet heute mit Wachkoma-Patienten

Im zweiten Leben Musiktherapeutin

Dunkle Pagenfrisur, große Kreolen, folkloristische Outfits und Klänge: Sandra Mo gehörte zu den absoluten Exoten der DDR-Unterhaltungsbranche. Gemeinsam mit ihrem Gesangspartner Jan Gregor und dem Lied „Hätt’ ich noch mal die Wahl“ stürmte sie 1976 die Hitparaden.

Zwölf Jahre standen die beiden gemeinsam auf der Bühne. Nach der Trennung 1985 startete die Wahl-Dresdnerin zunächst eine Solokarriere. Dann fand sie in ihrem Ehemann Valentino einen neuen Bühnenpartner. Heute zieht es Sandra Mo nur noch selten ins Rampenlicht. Für Moderator Siggi Trzoß machte die Sängerin­ Mitte Februar eine Ausnahme. Als Stargast der Tanzveranstaltung „Schwof für die reife Jugend“ im Freizeitforum Marzahn begeisterte die inzwischen 68-Jährige mit ihrer sympathischen Ausstrahlung und einer enormen Bühnenpräsenz. Auf ihr gutes Aussehen angesprochen, gestand Sandra Mo mit einem Augenzwinkern, dass auch an ihr nicht alles echt sei: „Die Haare sind getönt.“ Auch habe sich ihr Fitnesszustand verbessert, seit sie vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umgestiegen ist.

 

MIT DREI JAHREN ZUM BALLETT

Ursprünglich stammt Sandra Mo aus Görlitz. „Gesungen und getanzt habe ich, seit ich denken kann“, sagt sie. Schon mit drei Jahren hopst die kleine Ingrid, so ihr bürgerlicher Vorname, durch den Ballettsaal. Ab dem sechsten Lebensjahr kommen Mandolinen- und Gitarrenunterricht hinzu. Beim Talente-Republik-Wettbewerb erringt Sandra Mo Bestnoten, da ist sie gerade mal 16. Nach dem Abitur mit Berufsausbildung geht die gelernte Kellnerin an die Dresdner Musikhochschule. Dort lernt sie auch Jan Gregor kennen. Als Duo treten die beiden ab 1973 mit ihrem Folklore- und Chansonprogramm im In- und Ausland auf. 1975 flimmern sie das erste Mal im „Kessel Buntes“ über den Bildschirm.

 

ERFOLG AUCH DANK ARNDT BAUSE

Ein absoluter Glücksfall ist für die beiden Musiker die Zusammenarbeit mit dem Komponisten Arndt Bause und dem Texter Dieter Schneider. Ihnen haben Sandra­ Mo und Jan Gregor unter anderem ihren größten Hit „Hätt’ ich noch mal die Wahl“ (1976) zu verdanken. Für Fans und Autoren völlig unerwartet trennt sich das Duo 1985. „Nach der Zeit mit Jan war ich zunächst solo mit Zigeunerliedern unterwegs.“

Später tourt Sandra Mo mit ihrem damaligen Ehemann Valentino durch das Land. Der bulgarische Sänger ist ihre große Liebe­. „Zwischen uns hat es damals sofort gefunkt“, erinnert sich die Sängerin an die erste Begegnung mit Valentino. Auch heute verbindet die beiden noch immer eine besondere Freundschaft.

 

EINE SPRACHE, DIE JEDER VERSTEHT

Inzwischen arbeitet Sandra Mo seit 15 Jahren als Musiktherapeutin. Dafür ist sie noch einmal zur Uni gegangen und hat ihre­ Diplomarbeit über die therapeutische Anwendung und Wirkung von Musik bei Wachkoma-Patienten geschrieben. „Musik ist eine Sprache, die jeder versteht und mit der man Gefühle ausdrücken kann, für die sich manchmal keine Worte finden“, sagt Sandra Mo. Auch zu Menschen, die nicht mehr sprechen können oder die vielleicht noch nie gesprochen haben, lasse sich durch Musik eine Beziehung aufbauen. In der Arbeit mit diesen Menschen habe sie eine wertvolle und sinnstiftende Aufgabe gefunden. „Das hat meine Sichtweise auf das Leben völlig verändert“, gesteht sie. Aber auch ihre gelegentlichen Ausflüge auf die Bühne genießt Sandra Mo in vollen Zügen.

 

700. KOFFERRADIO

Am 15. Juni kann man die Sängerin und Musiktherapeutin wieder im Freizeitforum Marzahn erleben. Ab 12 Uhr präsentiert Siggi Trzoß dort seine 700. „Kofferradio“-Show. Mit dabei sind auch Gerd Christian, Tino Eisbrenner, Dagmar Frederic, Regina Thoss, Cindy Berger, Klaus Beyer, Uwe Jensen, Angelika Mann und viele andere. Karten zum Preis von 28 Euro können über die Hotline T. 5427091 oder per E-Mail reserviert werden: ticket@freizeitforum-marzahn.de